zaccone hat geschrieben:Es ist sogar möglich, dass so ein Schlaumeier den
gedrückt hat...
würde an der VH Karte nix kaputtmachen.
Das ist zwar richtig, aber hilft Dir nicht. Wäre das der Fall, könntest Du zwar den Nullouvert mit 1.
sicher legen, aber ist der K nicht gedrückt, gehst Du mit dieser Spielweise gleich zwei Risiken ein. Erstens kannst Du nun nicht mehr gewinnen, wenn
gedrückt ist, weil Du keine Übernahme hast, und zweitens macht ein Abwurf eines Karo Bildes auf den zweiten Herz es deutlich wahrscheinlicher, dass der AS jetzt steigt. Denn eine solche Spielweise gleich über Herz macht nur Sinn, wenn HH in Karo nur die 8 und die 9 hat (sind die Luschen verteilt, kann ja bekanntlich nur MH den Nullouvert zu Fall bringen, HH müsste also zwingend erstmal Karo bringen).
Eric hat geschrieben:Also mir hat man mal "beigebracht" , dass man im Null und Null-Ourvert niemals Suizid begeht, also ohne Not über eine vorgespielte Karte geht. ( Man hat mir aber auch schon andere Binsenweisheiten mit auf den Weg gegeben, die nicht uneingeschränkt richtig waren ).
Diesmal hat Dir jemand was Richtiges gesagt. Vielleicht nicht ganz uneingeschränkt richtig, aber doch weitestgehend. Ich steige auch fast nie bei einem Nullouvert.
Kurzer Einschub: die Zahl der fragwürdigen Ratschläge von vermeintlich ganz schlauen Spielern ist enorm hoch, was es für Lernende leider sehr schwer macht, gute von schlechten zu unterscheiden, das hast Du genau richtig erkannt.
Das Argument für ein Steigen, die Spieler würden ja die Karten wegwerfen, wenn der nicht zu lösen wäre, zieht einfach nicht. Bei schlechten Spielern deshalb nicht, weil sie oft gar nicht erkennen, dass das Spiel nicht zu widerlegen ist, bei guten nicht, weil sie, wenn sie schon nicht gewinnen können, Dir in jedem Fall die "Chance" geben wollen, selbst zu verlieren.
Also musst Du, wenn ausgespielt wird, raten, welcher Plan dahinter steckt. Und da Dir keinerlei Anhaltspunkte zur Verfügung stehen, die Dich zur richtigen Lösung führen, kannst Du im Prinzip auch ne Münze werfen, was Du tust. Das aber würde ich nicht machen sondern lieber nach dem Motto verfahren, dass verlorene Spiele eben verloren sind, aber man unbedingt die gewinnen sollte, die man gewinnen kann. Es ist also gar nicht mal so sehr ein skatspielerisches Argument, was gegen das Steigen spricht, sondern eher ein psychologisches.
Das Wissen, sich selbst ein Spiel umgebogen zu haben, ärgert jeden Skatspieler. Und zwar weit mehr, als ein Spiel verloren zu haben, welches nicht zu gewinnen war. Und so ein Ärger über sich selbst hat nur allzu oft fatale Folgen, die sich manchmal viel gravierender auswirken, als die verlorenen Punkte für das verschenkte Spiel. Unterschätze bitte niemals die Bedeutung, die psychologische Faktoren für das Skatspiel haben. Ein gesundes Selbstbewusstsein ist unerlässlich, um größere Erfolge zu feiern, ein erschüttertes Selbstbewusstsein dagegen der Quell für Fehler jeglicher Couleur. Deshalb sollte man das Risiko scheuen, sich selbst ein gewonnenes Spiel zu verlieren.
Dieser sehr spezielle Nullouvert stellt aber m.E. eine der ganz wenigen Ausnahmen dar. Der ist so schlecht, dass man ihn eigentlich schon als verloren abharken sollte. Nicht nur, dass er sowieso nur gegen eine 2/2 Verteilung zu gewinnen ist, auch bei dieser ist er sehr oft tot, weil er durch einen Abwurf verloren geht. Da der AS selbst drei hohe Karos abwerfen muss, um sicher zu sein, ist der Abwurf nicht nur über Herz, sondern auch über die gereizte Kreuz-Farbe denkbar, die der AS gar nicht mehr führt. Der Mitabwurf des AS muss die Gegenpartei gar nicht stören. Insofern ist hier die Überlegung durchaus angebracht, ob Steigen nicht der einzige Gewinnweg sein könnte. Ich würde das dennoch nicht in jedem Fall tun. Eine Entscheidung, was ich mache, treffe ich situationsbedingt, da gucke ich mir die Mitspieler genau an und höre dann auf meinen Bauch. Aber immerhin gehört dieses Spiel zu den ganz wenigen, wo ich eher favorisiere, mich eventuell selbst tot zu spielen.
Beste Grüße vom Monsieur