HelAu hat geschrieben:Beim Grand drücke ich auch immer beide Lauschen. Zudem spiele ich den natürlich auch immer, ausser im gegebenen Fall. Denn dieser beinhaltet auch dass die guten GS wissen dass Du eine kräftige Abfuhr benötigst um noch eingeholt werden zu können, dann kann man auch mal mit nem besseren Blatt passen...
Nur zur Erinnerung: Die Gegner haben gepasst, bevor ich überhaupt ein Reizangebot abgegeben habe. Es müssen schon sehr viele Komponenten zusammenkommen, dass so eine Spekulation Sinn macht. Sie selbst dürfen nicht mehr von anderen überholt werden können und ein Gewinnspiel mit dreien gibt ihnen so gut wie keine Chancen, uns einzuholen. Glaube mir, wenn all das tatsächlich zutrifft, schaffe ich es sogar, ein solches Monster einzupassen.
mr.kite hat geschrieben:Sorry Monsieur, aber das drehst und wendest Du grade wie es Dir gerade passt.
Oben schreibst Du (als Argument dass das Farbspiel nicht unverlierbar ist)
- "Da die Gegner kein Ass führen, muss eine Fünferlänge noch lange keine 18 wert sein."
- "Das komplette Wegdrücken von Herz vermindert die Gefahr zwar deutlich, schafft sie aber nicht vollständig aus der Welt."-> weil sogar 6 Piken dagegen stehen könnten.
Hier bringst du Dinge zusammen, die ich in unterschiedlichen Zusammenhängen gesagt habe. Zunächst war meine Intention, die minimalen Verlustszenarien aufzuzeigen, die beide Spiele haben. Und dabei ist mir beim Kreuzspiel ein Fehler unterlaufen. Ich nahm an, dass es auch verlierbar sei, wenn ein Spieler Herz frei und einer Karo frei ist. Ist es aber nicht, wenn man beide Herz drückt. Diesen Fehler habe ich, nachdem ich das Spiel durchgerechnet hatte, zugestanden. Danach habe ich den Kreuz als fast nur noch gegen fünf Trumpf verlierbar eingestuft. Das Szenario mit den sechs Pik und einem B ist ein rein theoretisches (deshalb habe ich es der Form halber genannt), aber gewiss keines, dass ich als Entscheidungskriterium gegen den Kreuz auch nur ansatzweise in Erwägung ziehen würde.
mr.kite hat geschrieben:Wenn es jetzt um den Grand geht sind diese Szenarien dann aber wieder zu unbedeutend um erwähnt zu werden?
Stattdessen redest Du vom Schneiderpotential einer Drückung.
Befindet man sich in einer reinen Theoriediskussion, ist gar kein mögliches Szenario zu unbedeutend, um erwähnt zu werden. Aber genau darum geht es eben nicht. Sondern darum, was praktisch passieren kann. Nun wissen wir, dass so gut wie nichts unmöglich ist. Der Vize-Weltmeister von Berlin ist mal mit hochrotem Kopf in der Bundesliga (ISPA Ost, Vorrunde) rumgelaufen, weil er bei 18 gegen 4 Jungs gerannt ist. Der Gegner war ein komplett Geistesgestörter, und davon gibts nun mal einige. Aber auf sowas stelle ich mich nicht ein, weil es keinen Sinn macht, solche Überlegungen anzustellen.
Bei der Überlegung, für welches Spiel ich mich entscheide und wie ich es drücke, ist einzig ausschlaggebend, welche Verlustszenarien ich als realistisch denkbar ansehe. Dabei ist auch das Schneiderpotential unbedeutend, das ist nur ein zusätzliches Plus.
Und hierbei gilt es Wahrscheinlichkeiten für sich selbst zu definieren. Keine mathematischen, wie häufig diese oder jene Verteilung auftreten kann, sondern gefühlte. In diesem Fall, mit welchen Blättern, die einen Verlust denkbar machen, könnten Spieler passen. Und da fällt mir nur ein Blatt ein, mit dem relativ viele Spieler von Hause aus passen würden. Und das ist das mit drei Besten und einer 2, 2, 2, 1-Farbverteilung. Den Grand gewinne ich dagegen immer, den Kreuz unter Umständen nicht. Deshalb, und
nur deshalb spiele ich lieber den Grand.
Die anschließende Überlegung ist, wie ich den Grand drücke. Und hier gilt es wieder einzuschätzen, gegen welche Eventualitäten ich mich schützen möchte. Auch hier ist es wieder eine Promille-Entscheidung. Die Abwägung ist hier, mit welchem Blatt würden mehr Spieler passen, mit deinem mit den drei Besten oder mit zwei B, fünf Pik und drei Blanken. Bei beiden sind es sehr wenige, keine Frage, aber für mein Gefühl eben noch ein paar weniger bei dem mit den drei Besten und sechs stehenden Trümpfen.
mr.kite hat geschrieben:Das hat mit einer Theoriefrage 0,0 zu tun und erst Recht nicht mit der Aussage "keinen mehr verlieren".
Wenn man als Theorie nur Empirie ansieht, hast du recht. Aber ich habe ja schon beschrieben, dass ich Theorie anders definiere. Letztlich ist diese Definitionsfrage aber nur dafür wichtig, in welcher Rubrik man so ein Spiel postet.
Zum Thema "keinen mehr verlieren" muss man vielleicht auch noch ein paar erklärende Worte sagen. Die Aussage "keinen mehr verlieren" heißt (bei uns zumindest) keinesfalls, wir sind durch. Sie heißt lediglich, wir haben großen Vorsprung und sollen risikominimiert spielen. Man würde sie z.B. machen, wenn wir 600 - 800 Pkt. Vorsprung haben und an vier Tischen sind jeweils noch zwei Blöcke zu spielen. Wenn in so einer Situation jeder der vier Spieler das Spielen aber komplett einstellt, kann so ein Vorsprung auch ganz schnell mal aufgeholt werden. Kommt hingegen die Ansage, wir sind durch und können uns mit einem weiteren Gewinnspiel nicht mehr verbessern, habe ich - wie schon gesagt - keinerlei Problem damit, dieses Blatt einzupassen.