Verhaltenskodex: Zwischen überkochenden Emotionen und Benimm

Tipps und Strategien, die den Einstieg erleichtern sollen
Grundbegriffe und Theorien für Anfänger.
Siehe: Begriffssammlung

Verhaltenskodex: Zwischen überkochenden Emotionen und Benimm

Beitragvon WMatti » 18. Jul 2009 07:09

Hallo allerseits,

zum Skat lernen und Skat lehren gehören nicht nur die Vermittlung von Regelkunde, Handlungsanleitungen und anderes objektives Wissen, sondern auch die Kenntnis darum, auf welche Art und Weise man als Lehrender ggf. Kritik anbringen sollte und wie man als Lernender damit umzugehen hat.

Ich schreibe das deshalb hier hinein, weil sich genau auf diesem Gebiet sehr häufig Probleme ergeben, die dazu führen, daß sich Leute völlig vom Skatspiel abwenden oder Kenner auf "stumm" schalten.

Auf den Punkt gebracht:

Viele Leute fühlen sich persönlich angegriffen, sobald Kritik an deren Spielweise geäußert wird.

Daher ist es wichtig, stets auf Sachlichkeit der entsprechenden Aussagen zu achten und diese Sachlichkeit auch stets zu vermitteln.

Also nicht "Wie kann man nur so blöde spielen, schon wieder ne kaputte zehn!", sondern "Dieser Spielzug ist schlecht für uns, weil der Alleinspieler in Hinterhand schneiden kann und wir unsere zehn deshalb nicht durchbekommen".

Ich hatte als Anfänger einmal das zweifelhafte Vergnügen, von Profis dauernd irgendwelche Beschwerden um die Ohren gehauen zu bekommen. Konkret ging es um das damals von mir sehr häufige Blankspiel, mit dem diese nichts anzufangen wußten.

Anstatt mir auch nur ein Mal vernünftig zu erklären, warum es häufig schlecht ist, blank zu spielen, kamen blöde und aggresive Sprüche wie "Nun lass den Scheiß mal" oder "ist ja zum kotzen, schon wieder blank" oder einfach nur dauerhaftes Kopfschütteln das ganze Spiel über. Das führte damals dazu, daß ich nur noch blank ausgesspielte und meinerseits auf "Durchzug" schaltete, so daß die Runde in gegenseitiger Ignoranz ("Ihr könnt mich mal herzlich gern haben!") endete.

Meine Reaktion damals war sicherlich verständlich. Andererseits hätte ich auch aktiv werden können und nachfragen können, welche alternativen Ausspiele besser sind als blank - und wann blank gut oder schlecht ist.

Dann hätte ich das Gespräch auf eine sachliche Ebene gebracht.

Vielleicht wußten meine damaligen Gegenüber in dem Moment auch nicht, wie man eine entsprechende Kritik zielführend anbringen kann - wie auch immer.

Worauf ich nun hinausmöchte:

Es wäre schlichtweg schön, wenn geäußerte Kritik häufiger auf dem Boden der Tatsachen bleibt. Und falls es in der Hitze des Gefechtes einmal unsachlich zugeht, das Gespräch in eine zielführende Richtung umzulenken.

Diese Fähigkeit gehört m.E. entscheidend zum Prozeß des Skat lernens dazu.

Der letzte Punkt, der mir zu diesem Thema gerad einfällt: Viele Spieler empfinden Spielgewinn oder Spielverlust als persönlichen Triumph oder persönliche Niederlage und verhalten sich bei Spielgewinn entsprechend überheblich/ herablassened/ großkotzig und bei Spielverlust niedergeschlagen/ unkonzentriert/ aggressiv. Oder hämisch, wenn sie mal ein Spiel umgebogen haben.

Auch hier sollte sich die (geäußerte) Freude z.B. beim Umbiegen in Grenzen halten, um nicht entsprechende Gegenreaktion zu provozieren. Es sollte stets ein gesunder Abstand zwischen dem Spiel und den eigenen Emotionen gewahrt bleiben. Insbesondere bei mehreren hintereinander verlorenen Spielen kann dies entscheidend dazu beitragen, einen klaren Kopf zu behalten und sich entsprechend wieder "aus dem Keller zu beamen".

Wer diese Punkte beherzigt, wird sicher auch dauerhaft Freude am Spiel haben.

Beste Grüße!

Matthias
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Beitragvon jordy231 » 18. Jul 2009 12:12

Du sprichst mir aus dem Herzen!!!!!!!!!!!!!
GANZ LIEBE GRÜßE jordy
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Beitragvon ag0ny » 20. Jul 2009 09:15

Ich kann dem nur zustimmen. Wobei sich das von Matthias beschrieben Verhaltensmuster nicht nur am Skattisch, sondern im ganze Leben anwenden lässt.
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Beitragvon Lugosi » 15. Okt 2009 11:15

Gestern habe ich auch nach ca. 15 Jahren mal wieder an einem Turnier teilgenommen. Ich fühlte mich auch sehr wohl, bis mal wieder jemand wirklich Stress machte... Betraf nicht mich, nicht unseren Tisch, es ist aber trotzdem sehr unangenehm wenn da jemand rumschreit.... :(

Sowas kenne ich auch ab und an vom Schach...

Ansonsten mein erster Beitrag hier ! :wink:
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Beitragvon Bad_Goose » 15. Okt 2009 13:39

Vieles ist auch Symphatie abhängig. In einer Runde, wo man sich wohlfühlt, kommt wesentlich schneller ein Gespräch zustande und man lernt schneller. Wenn ich mit 3 mißßmutigen Sturköpfen an einen Tisch sitze, ziehe ich auch nur mein Blatt durch.

Alles eine Frage des Gebens und Nehmens.
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sinnlos

Beitragvon todo » 17. Okt 2009 23:01

Bad_Goose hat geschrieben: In einer Runde, wo man sich wohlfühlt, kommt wesentlich schneller ein Gespräch zustande und man lernt schneller. ...
Alles eine Frage des Gebens und Nehmens.

Nein, es gibt auch aggressive Hobbyspieler, die z.B. einen kleinen sachlichen Hinweis übel nehmen und es sich nach als Vorwurf aufgefaßter sachlicher Kritik zum Ziel setzen, den "großen Meister", der ja alles besser weiß, kaputt zu spielen.

"Du machst auch Fehler!!!!!" ist eines der Totschlagsargumente.
Ebenso wie der Verweis auf die höhere Punktzahl des Kritisierten zu gegebener Zeit.

Es ist aus meiner Sicht eine Frage des Lernwillens.

Und es lohnt nicht, irgendwem am Turniertisch irgendwas beizubringen. Man schweigt still und denkt sich seinen Teil. Und man nutzt die Fehler. Ende der Geschichte.

Gruß
todo
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Beitragvon Chevalier » 18. Okt 2009 09:24

Nur in einem Punkt sind alle Menschen zufrieden: Ihr Verstand genügt ihnen, egal wieviel sie davon haben.
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Beitragvon zaccone » 18. Okt 2009 10:06

Chevalier hat geschrieben:Nur in einem Punkt sind alle Menschen zufrieden: Ihr Verstand genügt ihnen, egal wieviel sie davon haben.


Hallo

1. richtig!
2. Woher soll man es auch besser wissen? :)
3. Lernen ist anstrengend
4. Komischerweise sind die Menschen bei den Anforderungen an den Verstand der Mitmenschen nicht so genügsam

Gut Blatt
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Re: sinnlos

Beitragvon Bad_Goose » 18. Okt 2009 12:51

todo hat geschrieben:
Bad_Goose hat geschrieben: In einer Runde, wo man sich wohlfühlt, kommt wesentlich schneller ein Gespräch zustande und man lernt schneller. ...
Alles eine Frage des Gebens und Nehmens.

Nein, es gibt auch aggressive Hobbyspieler, die z.B. einen kleinen sachlichen Hinweis übel nehmen und es sich nach als Vorwurf aufgefaßter sachlicher Kritik zum Ziel setzen, den "großen Meister", der ja alles besser weiß, kaputt zu spielen.

"Du machst auch Fehler!!!!!" ist eines der Totschlagsargumente.
Ebenso wie der Verweis auf die höhere Punktzahl des Kritisierten zu gegebener Zeit.

Es ist aus meiner Sicht eine Frage des Lernwillens.

Und es lohnt nicht, irgendwem am Turniertisch irgendwas beizubringen. Man schweigt still und denkt sich seinen Teil. Und man nutzt die Fehler. Ende der Geschichte.

Gruß
todo


Sag ich doch...alles eine Sache des Gebens und Nehmens.

Wenn mich einer "großkotzig" anpflaumt, wie "bescheiden" meine Spielweise doch ist, ohne jedoch konstruktiv darauf einzugehen, was falsch gemacht wurde, schalte ich auf stur.
Umgekehrt gilt das genauso. Sollte ich mal in der Lage sein, einen Spieler auf "falsches" Spiel hinweisen zu können und werde blöd angepflaumt, dann unterlasse ich es beim nächsten Mal.

Ist doch eine ganz einfache Sache...wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es herraus. Das gilt in beide Richtungen. Es gibt auf beiden Seiten solche und solche. Die, die nicht erklären können oder wollen und die, die sich nichts sagen lassen wollen.

Der Ton macht die Musik. Und es finden sich immer Runden, in der man gute Musik machen kann.

Man kann es nicht immer nur am "Lernwillen" des anderen festmachen.
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Beitragvon Chevalier » 18. Okt 2009 13:25

Man muss auch nicht unbedingt jeden "Fehler" ansprechen. Dadurch entsteht schnell der Eindruck, man sei ein Oberlehrer.

Es ist bei unbekannten Mitspielern vielleicht besser, zu warten bis man gefragt wird "War da was falsch?". Oder man stellt selbst eine Frage "War da nicht mehr drin?" oder "Hätten wir das nicht anders spielen sollen?". Oder man stößt den Partner mit der Nase drauf "Wieviel Pik hattest Du denn...?" bzw. "Hattest Du kein Kreuz mehr?". Die Frageform lässt dem Fehlerspieler eine Chance, ohne Bevormundung auf den richtigen Zug zu kommen.

Es ist nicht so gut, immer gleich von Beratungsresistenz oder Lernunwilligkeit zu sprechen. Das ist abwertend. Vielleicht will ein Spieler nur Spaß am Skatspiel haben, vielleicht will er gar nicht jeden "besseren" Zug wissen. Dann soll man ihn einfach in Ruhe lassen. :)
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Beitragvon marvin » 18. Okt 2009 18:50

Beim "Wettspiel" (Liga, Preisskat etc.) versuche ich meist überhaupt nicht erst, den Mitspielern irgendwas beizubringen. Meist haben sie sowieso keine Lust darauf, und wenn sich doch mal einer finden sollte: Wie komme ich denn dazu, meinen Gegnern das Skatspiel beizubringen?! Anders sieht es am Clubabend aus. Wenn da jemand nicht gut spielt (und das nicht selber erkennt), dann muss er sich das von seinen Kameraden sagen lassen - wie soll er sonst besser werden?
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Beitragvon Skatrabauke » 18. Okt 2009 19:37

Chevalier hat geschrieben:Man muss auch nicht unbedingt jeden "Fehler" ansprechen. Dadurch entsteht schnell der Eindruck, man sei ein Oberlehrer.

Es ist bei unbekannten Mitspielern vielleicht besser, zu warten bis man gefragt wird "War da was falsch?". Oder man stellt selbst eine Frage "War da nicht mehr drin?" oder "Hätten wir das nicht anders spielen sollen?". Oder man stößt den Partner mit der Nase drauf "Wieviel Pik hattest Du denn...?" bzw. "Hattest Du kein Kreuz mehr?". Die Frageform lässt dem Fehlerspieler eine Chance, ohne Bevormundung auf den richtigen Zug zu kommen.


Eigentlich nicht schlecht, aber wann fragt das schonmal einer? Ich erlebe es sogar nur selten Offline...

Ich wette, selbst wenn Du erst nach dem 3. großen Fehler etwas sagst, heisst es : Jeder macht mal einen Fehler :lol: :lol: :lol:

Mein ( und ich denke nicht nur meins ) Problem ist der Spaßfaktor. Leider kann man den beim Spielen auslegen wie man will :oops: Dem einen sind Fehler egal, dem anderen nicht. Er will nur ne spannende Runde haben.

Aber es gibt einige die Spielen für den Lernfaktor auch mal 150 Spiele am Stück mit, es ist erfrischend beim Lernen dann zuzuschauen und mitzubekommen wie das umgesetzt wird. Jeder macht Fehler, es erheitert mich dann wenn ich mal zur Abwechslung Schimpfe bekomme xD
Bevor man denkt, man ist intelligent, sollte man daran denken was diejenigen denken die intelligenter sind ;)
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Beitragvon John » 19. Okt 2009 01:12

Ich bin sprachlos!

:D 12 (hoffentlich hab ich mich nicht verzählt, ich meine auf jeden Fall alle) absolut erstklassige, den Nagel auf den Punkt treffende Beiträge :D

Gäbe es nur eine Möglichkeit, diese Stellungnahmen einigen Leuten als Pflichtlektüre auf den Skattisch zu legen!

Wenn ich mal ein Buch schreibe, darf ich dann diese Stellungnahmen zitieren?

Frdl. Grüße

John
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Beitragvon Lugosi » 19. Okt 2009 09:35

Also ich habe mich nach fast jedem Spiel besprochen.

Ich will lernen... und mich tröstet, dass ich im Schach gegen den kompletten Turniersaal simultan gewinnen würde... Früher habe ich besser (routinierter) Skat gespielt, aber ich denke da komme ich locker wieder hin und ich will noch mehr... :wink:

Mir ist klar, dass ich noch viel im Skat zu lernen habe und ich nehme (fast) jeden Ratschlag an. Mir steht erst einmal eine sehr intensive Lernphase bevor und ich hoffe irgendwann einmal Skat auf dem gleichen Niveau wie Schach spielen zu können. Zumindest ist das mein Ziel...

"Bonus vir semper tiro !"

Auf jeden Fall macht es mir wieder sauviel Spass !!!! :lol: ...und einige meinen ja auch Skat sei Schach mit Karten... :wink:
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Beitragvon HomerJay » 19. Okt 2009 12:28

Lugosi hat geschrieben:Ich will lernen... und mich tröstet, dass ich im Schach gegen den kompletten Turniersaal simultan gewinnen würde...


Welche Turniere spielst du denn so? Du meinst aber wohl nicht die Classics in Mainz... :lol:
Der Optimist glaubt, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben, und der Pessimist befürchtet, dass das stimmt.
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Beitragvon Lugosi » 19. Okt 2009 12:55

HomerJay hat geschrieben:
Lugosi hat geschrieben:Ich will lernen... und mich tröstet, dass ich im Schach gegen den kompletten Turniersaal simultan gewinnen würde...


Welche Turniere spielst du denn so? Du meinst aber wohl nicht die Classics in Mainz... :lol:


Nein, aber das ein oder andere grosse Open spiele ich auch schon mit :wink: ...möchte damit auch nicht hausieren gehen... würde mich aber freuen, wenn ich irgendwann so gut Skat wie Schach spielen könnte... :)
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