Die Regeln nutzen

Fragen zur ISkO

Moderator: Taronga

Die Regeln nutzen

Beitragvon MaxLenger » 28. Aug 2017 14:32

Hallo Freunde,

Wir sind eine kleine private Skatrunde ohne Schiedsrichter. Wir Spielen mit "klopfen", also Verdoppel und gegenklopfen, usw. Wir hatten vor kurzem folgende Situation:

Ein Spieler drückt versehentlich 3 Karten. Gegner 1 bemerkt dieses, sagt aber nichts. Nach der Ansage spielt der Spieler auf. Der Gegner 1 klopft und bedient. Daraufhin klopft der Spieler gegen, worauf der Gegner wieder gegen klopft, worauf der Spieler wieder gegen klopft, worauf der Gegner wieder gegen klopft. Kurz: es wurde 5 mal verdoppelt. Auf das 5te verdoppeln sagt der Gegner, dass 3 Karten gedrückt wurden und das Spiel endet. Das Spiel wird mit 3840 Punkten gegen den Spieler gewertet, der versehentlich 3 gedrückt hat.

Ich komme aus der Kompetetiven Szene von Magic the Gathering. Bei unserem Kartenspiel wird dieser Fall so geahndet: Wenn ein Spieler feststellt, dass etwas "technisch"nicht korrekt und nichts sagt um sich einen Vorteil zu verschaffen, denn ist das Cheating und der Spieler wird von dem Turnier disqualifiziert. Würde bei Skat heißen, dass der Spieler seinen Anspruch auf die Kasse verliert.

Meine Vermutung ist aber, dass bei Skat "cheaten" erlaubt ist. Aber ich vermute trotzdem, dass das verdoppeln nicht erlaubt ist. Gibt es hier einen Schiedsrichter, der eine 'o'ffizielle Antwort geben kann? (Bitte keine Spekulationen und Predigten über Moral, über den Punkt sind wir hinweg)
MaxLenger
 
Beiträge: 2
Registriert: 28. Aug 2017 14:09

Re: Die Regeln nutzen

Beitragvon mr.kite » 28. Aug 2017 14:40

Das ist ganz simpel gelöst. Im Skatregelwerk gibt es kein Klopfen/Contra. Ein Spiel kann dort nur gewonnen/verloren werden. Schneider usw gibt es natürlich auch, aber der muss erspielt werden (außer er ist zum Gewinnen notwendig). Darum kommt eine Situation wie oben nicht vor. Wer sieht "da sind drei gedrückt" sollte (aus eigenem Interesse) dies sofort nach Spielansage kundtun. Denn mehr als Gewinnen kann er nicht. Wenn er mit der Anzeige wartet besteht für ihn nur die Gefahr, dass er die unrichtige Kartenzahl nichtmehr nachweisen kann und er seinen Anspruch auf Gewinn verliert.

P.S.: Ich bin geprüfter Schiedsrichter des DSkV
Ritter des Ordens der unsichtbaren Hand
mr.kite
 
Beiträge: 6831
Registriert: 22. Apr 2010 14:06
Wohnort: München

Re: Die Regeln nutzen

Beitragvon MaxLenger » 28. Aug 2017 14:52

Okay, klingt vernünftig. Danke.

Es ist also erlaubt, einen technischen Fehler nicht sofort zu melden. Das war vermutlich meine Frage. Dass wir die "Hausregel" mit dem Klopfen haben, erlaubt dann natürlich das Ausnutzen dieser Lücke. Also ist alles korrekt gelaufen. Halt nur moralisch anzweifelbar.

Denn benötigen wir in Zukunft eine zweite Hausregel, um diesen und ähnliche Fälle abzudecken. Wer hier einen Vorschlag hat, kann mir gerne schreiben :-)
MaxLenger
 
Beiträge: 2
Registriert: 28. Aug 2017 14:09

Re: Die Regeln nutzen

Beitragvon mr.kite » 28. Aug 2017 15:04

MaxLenger hat geschrieben:Es ist also erlaubt, einen technischen Fehler nicht sofort zu melden. Das war vermutlich meine Frage.
Das habe ich befürchtet und bewusst nicht drauf geantwortet... Da müsste ich mich genauer einlesen und vermutlich sogar nachdenken.

Aber zu Eurer "Kontrafalle": Ich würde das analog dem Schneider lösen: "Kontrapunkte" müssen erspielt werden. Also bei Regelverstoß gibts weiterhin Spielgewinn für die andern, wenn sie aber Kontrapunkte haben wollen muss der Fehler wie in der Skatordnung geschrieben rückgängig gemacht werden (mit der Folge dass der Spieler auchnoch gewinnen kann).
Ritter des Ordens der unsichtbaren Hand
mr.kite
 
Beiträge: 6831
Registriert: 22. Apr 2010 14:06
Wohnort: München

Re: Die Regeln nutzen

Beitragvon ThomAss » 28. Aug 2017 15:41

MaxLenger hat geschrieben:Es ist also erlaubt, einen technischen Fehler nicht sofort zu melden. Das war vermutlich meine Frage.


Sagen wir es mal anders, es kann nicht verboten sein, den technischen Fehler nicht sofort zu melden, denn manchmal wird er erst im Laufe des Spiels / oft am Ende im letzten Stich sichtbar, so dass bei Spielansage ggf. bereits mit contra/re zunächst überhaupt gar keine Meldung erfolgen kann, deswegen kann das Spiel/Drücken nun aber nicht rückgängig gemacht werden oder für den AS gewonnen werden, auch eine contra Ansage kann nun nicht (mehr) zurück genommen werden.

Ich finde insbesondere wenn man mit contra / re oder gar 5-fachen verdoppeln spielt, muss man sich den Konsequenzen bewusst sein, im Zweifel zahlt man das entsprechende Lehrgeld und gut ist.
Demjenigen wird das dann sicherlich nicht nochmal passieren. Trotzdem bliebe die Frage nach der Moral, die Lösung kann dann nur in der privaten Runde getroffen werden, vielleicht war es ja auch ein übler Scherz und der GS gibt das entsprechend zu und man findet unter Freunden in privater Runde eine entsprechende Lösung...

Bei technischen Fehlern wie hier oder zum Beispiel auch bei falschem Aufspielen könnte man sich eventuell einigen, maximal nur "einfach" oder z.b wegen meiner auch mit einem verdoppeln / contra zu verlieren. Dann wäre dem Fehler des AS und gleichzeitig die Aufmerksamkeit der GS meiner Meinung nach ausreichend Rechnung getragen.

MfG


ThomAss
Benutzeravatar
ThomAss
 
Beiträge: 4754
Registriert: 24. Mai 2006 15:35
Wohnort: Goch / Niederrhein

Re: Die Regeln nutzen

Beitragvon sacklzement » 28. Aug 2017 16:10

Da das jeweilige Verdoppeln ja ebenso wie Schneider oder Schwarz einer höheren Gewinnstufe entspricht, bin ich auch der Meinung, daß diese erspielt werden muss und das geht ja nur mit der korrekten Kartenanzahl (nach drücken).
Also: entweder einfacher Spielverlust oder das Ding mit allen Verdopplungen ausspielen.
Es würde mir nicht im Traum einfallen, einem Klub beizutreten, der bereit wäre, jemanden wie mich als Mitglied aufzunehmen. (Groucho Marx)
Benutzeravatar
sacklzement
 
Beiträge: 256
Registriert: 8. Nov 2015 18:32
Wohnort: Thun

Re: Die Regeln nutzen

Beitragvon ThomAss » 28. Aug 2017 19:48

sacklzement hat geschrieben:Da das jeweilige Verdoppeln ja ebenso wie Schneider oder Schwarz einer höheren Gewinnstufe entspricht, bin ich auch der Meinung.


Der Meinung bin ich zwar nicht hundertprozentig, aber das ist eben das Problem an Sonderregeln außerhalb des offiziellen Skatregelwerks.
Da gibt's einfach zu viele verschiedene Absprachen und Ideen bei der Umsetzung. Sonderregeln sind immer reine Vereinbarungssache unter teilnehmenden Spielern, da gibt es kein richtig oder falsch.
Benutzeravatar
ThomAss
 
Beiträge: 4754
Registriert: 24. Mai 2006 15:35
Wohnort: Goch / Niederrhein

Re: Die Regeln nutzen

Beitragvon mannikr » 29. Aug 2017 12:47

Wenn wir mit Kore(a) spielen, dann spielen wir eh nur mit einmal hin und einmal zurück.
Auch ist es erlaubt kontra zu geben wenn der AS zu viel oder zu wenig Karten drückt.
Da es bei euch 5 fach geht ist schon extrem, aber beim Bierlachs oder Centskat kann jede Skatrunde ihre Regeln ja für sich aufstellen.
Persönlich finde ich nichts verwerfliches darin, das man klopft, wenn dem AS ein Fehler unterläuft.

Im übrigen werten wir dann ohne schneider oder ohne Schwarz wie es auch bei der ISKO ist
mannikr
 
Beiträge: 949
Registriert: 10. Jul 2007 00:31

Re: Die Regeln nutzen

Beitragvon John » 29. Aug 2017 13:34

Bei unserem Freundschaftsskat ( 1 oder 2 ct) sind wir einfach übereingekommen, kein Kontra zu geben, wenn falsch gedrückt wurde.
Will man unbedingt - was natürlich wegen der ISKO weder nötig ist, noch überhaupt möglich ist - hier eine an ein Regelwerk angelehnte Begründung geben, so überzeugt vielleicht folgende mehr als die über die Verdoppelung.

Das Spiel ist mit dem Regelverstoß beendet. Diese einfache Feststellung verbietet dann von selbst ein Kontra nach dem Regelverstoß, z. B. auch nach falschem Ausspielen, falls das nach dem Ausspielen noch in den Vereinbarungen vorgesehen ist.
Es gibt kein besseres Mittel, das Gute in den Menschen zu wecken, als sie zu behandeln, als wären sie schon gut. (Gustav Radbruch)
Benutzeravatar
John
 
Beiträge: 3251
Registriert: 11. Dez 2006 01:31

Re: Die Regeln nutzen

Beitragvon Eric » 29. Aug 2017 19:49

Aber um auf die generelle Fragestellung zurückzukommen, würde ich sagen, dass "cheating", also ein bewusstes Verhalten zum eigenen Vorteil im Skat auf jeden Fall nicht generell sanktioniert wird.
Im Regelbereich kann man wenn man lange stöbert den ein oder anderen Fall "kreativer Vorteilsnahme" finden, der durchaus nach den Regeln "ok" ist. Grenze stellt eigentlich der Paragraph zur "Unfairnes" dar, der aber immer "ausgelegt" werden muss.
So ist das Skatspiel eben - manche Spiele verliert man, und manche gewinnen die anderen

Ein Weiser schätzt kein Spiel, wo nur der Zufall regieret.
Gotthold Ephraim Lessing
Eric
 
Beiträge: 1340
Registriert: 23. Jun 2012 19:26
Wohnort: Suttgart

Re: Die Regeln nutzen

Beitragvon zaccone » 30. Aug 2017 16:50

2 Punkte dazu:

1. Wahrscheinlich hat der Alleinspieler ein gutes Spiel, sonst hätte er nicht immer zurückgeklopft, da müsste er sich schon mal die Frage stellen warum denn der GS so hartnäckg klopft.

2. Als AS würde ich mir eine andere Skatrunde suchen bei der ein wenig fairer gespielt wird, wenn man das nicht will dann muss das entsprechend geregelt werden.
Gut Blatt
zaccone
zaccone
 
Beiträge: 2824
Registriert: 6. Feb 2009 14:58


Zurück zu Regelwerk

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste