von Eric » 23. Feb 2019 21:32
Also der zweite Fall ist nur deshalb doof, weil er sich nicht eindeutig durch die ISkO lösen lässt.
Weder die Mehrheitsregel ( meine letzte Info ist, dass im Zweifel die Mehrheit reicht, und nicht zwingend die "ganze GP" ) noch die Entscheidung "Kraft Logik" lassen sich zwingend aus der ISkO ableiten.
Da Entscheidungen mit einfachen Mehrheiten, ohne jemandem etwas unterstellen zu wollen, eher die Möglichkeit schaffen, sich in betrügerischer Weise abzusprechen, wäre ich immer für die Logik.
Und dann geht es nur noch darum, was "man" ( hier halt die höchste Instanz ISkG ) im Zweifel will.
Sehen wir doch mal , welche Aspekte so beachtet werden müssen :
1. Der AS könnte sich bewusst sein, dass er sich tatsächlich bei der Spielansage versprochen hat und erhält dann, wen es keinen sachlichen Grund für einen Grand ( den er ja vielleicht wirklich versehentlich ansagte ) gibt das Recht, sein Karo weiter durchzuführen. Es stellt sich aber abseits des tatsächlichen Falls die Frage, welchen immensen Vorteil hat der AS ( bzw. Nachteil die GP ), wenn es erlaubt wäre, dass der AS seine Spielansage sofort korrigiert ?
2. Die GP hat ihr bisheriges Gegenspiel auf falsche Voraussetzungen gestützt, d.h. eigentlich müssten die Stiche rückabgewickelt werden. Was, wenn dabei dann ein Kartenverrat stattfindet ? Ist es zumutbar, das der zu Lasten des AS geht ?
3. Weiter Aspekte fallen sicher anderen auch noch ein.
Leztendlich muss "man" ( also das ISkG ) abwägen, was schwerer wiegt und, und das ist ja die lästige Aufgabe einer "letzten Instanz", dann eine Entscheidung fällen und dann eben die ISkO so ändern, dass es bei den Schiedsrichtern "kein Vertun" mehr geben kann.
Was den ersten Fall angeht, ist wohl klar, dass das Verhalten des Spieler einen Regelverstoß nach 4.4.5 ISkO darstellt, da der AS eben nicht "unabhängig von der Spielführung" keinen Stich mehr erhalten kann.
Daher gelten die Bestimmungen 4.1.3 - 4.1.6. Und das bedeutet für den Schneider gem. 4.1.4 "erfordert den Nachweis, dass sie bei regelgerechtem Spiel sicher erreicht worden wäre." Sicher ist der Schneider in dem Fall nicht, also gibt es ihn auch nicht.
Natürlich, und das gilt ja auch für andere Regelverstöße ( z.B. GS bedient gleich im 1. oder 2. Stich falsch und wirft zeitgleich mit dem Geständnis seine Karten offen auf den Tisch ), beeinträchtigen die Vorgänge im Zusammenhang mit Regelverstößen immer mehr oder weniger auch die Punktechancen des AS. Die Frage ist, ob man den Status quo ( im Zweifel gegen den AS ) ändern will und kann, ohne dem AS vielleicht auch einen zu großen Vorteil zu gewähren. Eines ist denke ich klar, wenn ich den Verdacht habe, dass ein GS regelmäßig und bewusst Regelverstöße begeht, um dem AS Schneiderchancen zu vermasseln, geht es ja nicht mehr um den Schneider in dem einen oder anderen Spiel, sondern dann geht es darum, ob dieser Spieler überhaupt weiterspielen darf.
So ist das Skatspiel eben - manche Spiele verliert man, und manche gewinnen die anderen
Ein Weiser schätzt kein Spiel, wo nur der Zufall regieret.
Gotthold Ephraim Lessing